Samstag, 15. Oktober 2016

Nur noch 5 Minuten

Am Wochenende ging die Sirene los. Und die Feuerwehr machte sich auf den Weg - viele mit den Gedanken, dass es bestimmt wieder Fehlalarm in der örtlichen Chipsfabrik oder der Klinik sei. Doch dieses Mal war es kein Fehlalarm, zu dem die Feuerwehr gerufen worden war, sondern ein Brand in einem Einfamilienhaus. Glücklicherweise waren die Bewohner an dem Tag nicht im Haus gewesen, sodass niemand zu Schaden kam. Die Bewohner wollten noch einige Dinge retten, als sie zu ihrem Haus kamen, doch die Feuerwehr konnte aus Sicherheitsgründen niemanden mehr hinein lassen. Und so mussten die Hausbesitzer mit ansehen, wie ihr Besitz in Flammen aufging. Die örtliche Wehr tat ihr bestes, um den Brand so schnell es geht unter Kontrolle zu bringen, doch sie konnten nicht mehr allzu viel retten. Mit einem Mal löste sich ihr gesamter Besitz in Flammen auf. Die eigenen Sachen, vielleicht lang ersparte Dinge, technische Geräte und vieles mehr, was man so jeden Tag als selbstverständlich angesehen hatte, das alles war nun nicht mehr da oder von den Flammen so zerstört worden, dass es nun unbrauchbar geworden war. Diese Tragödie führte dazu, dass ich mir die Frage stellte, was mir wichtig ist von meinem Besitz, was würde ich retten, wenn es brennt und noch die Möglichkeit bestände, etwas mitzunehmen?

In einer meiner Lieblingsfilme "Leap Year" (dt. Titel: Verlobung auf Umwegen) kommt dieser Frage eine besondere Bedeutung zu. Die Protagonisten merkt anhand der Reaktion ihres zukünftigen Ehemannes auf genau dieses Problem, dass die Ehe keine Chance haben wird....

In der Wohnung von meinem Mann und mir gibt es nicht viele teure Gegenstände - die meisten Möbel stammen vom großen blau-gelben schwedischen Möbelhaus, unsere Laptops haben die besten Tage schon gesehen und auch wenn unser Kleiderschrank sehr gefüllt ist, so findet man unter unseren Sachen keine Designerklamotten und viele Shirts haben bereits Löcher. Ich besitze eine große Sammlung an Büchern. Bei meinem letzten Umzug habe ich mich dumm und dämlich geschleppt und schon fast darüber nachgedacht meine Sammlung mal auszudünnen und die örtlichen Büchereien zu bereichern, aber dann konnte ich mich doch von keinem meiner Bücher trennen, denn mit vielen verbinde ich Erinnerungen. Würde ich also all diese Bücher retten, wenn es darauf ankommt? Nein, ich glaube nicht. Es wäre schade drum, aber es ist nicht das wertvollste, was ich besitze. Das wertvollste, was ich besitze, sind meine Fotoalben. 

Seit meinem 13. Lebensjahr gestalte ich meine Fotoalben selber. Zunächst klebte ich die Bilder ganz klassisch mit Fotoecken in diese Alben mit diesem schrecklichem Knisterpapier und schrieb mit Kugelschreiber (oder schwarzem Edding - das sieht grausam aus :D) daneben, um welches Ereignis es sich handelte. Später fing ich an Bilder dazuzumalen. Dann stieg ich auf Alben mit schwarzen Seiten um und der Kugelschreiber wurde durch silberne und goldene Gelstifte ersetzt. In Amerika lernte ich schließlich das Scrapbooking kennen und lieben. Ich liebe es bis heute zu scrappen und mache es noch immer regelmäßg, doch es ist aufwendig und zeitintensiv - und zudem auch noch sehr kostenintensiv. Aber: es beruhigt mich. Ich liebe es meine Bastelsachen durchzukramen, hübsches Papier auszusuchen, passendes WashiTape und kleine Sticker auszuwählen und eine hübsche Seite zu gestalten. Ich mache gerne Fotos - alle Ereignisse zu verscrappen wäre Wahnsinn und kaum zu schaffen. So bin ich umgestiegen auf Fotobücher aus dem Internet. Das geht schnell und ich habe beim Gestalten fast genauso viel Spaß, wie beim Scrappen.


Wenn es einmal brennen sollte und ich hätte nur noch 5 Minuten Zeit, um die wichtigsten Sachen mitzunehmen (und ich hoffe, dass ich nie in dieser Lage sein werde), dann bin ich mir sicher: Ich würde meine Fotoalben mitnehmen. All die Erinnerungen, der letzten 13 Jahre, all die schönen Momente, all die Arbeit.... All das würde ich mitnehmen, denn die Fotos kann ich nicht mehr ersetzen. Möbel, Klamotten und auch meine Bücher kann ich wieder neu kaufen, aber meine Erinnerungen in Form von Fotos - die kann ich nie wieder so ersetzen. Deshalb würde ich diese als erstes retten, dann vielleicht noch meine Tagebücher, meinen ersten Liebesbrief, den ich bekommen habe, all die Dinge, die mich an vergangene schöne und auch mal traurige Zeiten erinnern und die ich noch oft mit einem lachenden und manchmal einen weinenden Auge betrachten werde. Die Bilder, die ich mit meiner ersten Kamera gemacht habe (eine blaue - noch so richtig altmodisch mit Film und so - die Bilder sind grausam - aber schmunzeln muss ich doch immer wieder, wenn ich sie mir anschaue), die Bilder von meiner Konfirfmation, in denen ich in die Kamera schmolle, weil ich wohl gerade meine bockige Teenagerphase hatte und so kein Bock auf Fotos im Regen hatte :D, die Bilder von all den wilden Abipartys, von meinem Jahr in Amerika, von Ski- und Partyurlauben, von Familienfeiern und von Weihnachten. Bilder von schrecklichen Stylesünden, von komischen Frisurexperimenten und Bilder, die meine Kinder mal besser von ihren Eltern nicht sehen sollten, weil man ihnen volle Kanne ansieht, dass es nicht nur Wasser und Cola auf den Partys gab. Bilder, die ich gemeinsam mit meinem Mann angucke und die dazu führen, dass wir in Erinnerungen schwelgen: "Weißt du noch, oh man das waren Zeiten" "Oh, ich weiß noch genau, zu welchem Lied wir da getanzt haben..." usw.
 

Und nun frage ich euch - meine Geschwisterchen - es brennt und ihr habt nur noch 5 Minuten Zeit, die wichtigsten Dinge mitzunehmen. Was würdet ihr retten? Ich bin gespannt auf eure Beiträge.

Alles Liebe 
Eure Kleine-Große

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen